Fünf Thesen, was sich im Mitarbeiterengagement ändern muss

Was habe ich mich geärgert. Vor mir stand eine junge Athletin, hochtalentiert und auch erfolgreich. Aber zu nichts zu bewegen.

Völlig unmotiviert und zog, wenn ich sie mit Engelszungen überreden wollte, noch mal Gas zu geben, eine Fluppe und gab einem immer das Gefühl, dass dies eher mit einer satten Portion Vorwurf als mit Begeisterung geschah.

Ich habe viel Arbeit, Zeit und auch Geld in ihre Ausbildung gesteckt. Also probierte ich alles, Zuckerbrot und Peitsche. Nicht immer von Erfolg gekrönt – was ich bekam, war weiter Leistungsverweigerung und das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Und ich hatte keine Ahnung, was ich noch tun kann, ohne dabei zuviel Zugeständnisse zu machen.

Ich bin mir gerade sehr, sehr sicher, dass Sie das Gelesene gerade an ihre Arbeit erinnert. Es gibt sie überall, diese unmotivierten Menschen in der Arbeit. Mitarbeiter und Führungskräfte, die keine Lust haben, die innerlich gekündigt haben, sind eine echte Belastung und ein Verlust für eine Firma, für eine Abteilung, für die Menschen dort. Finanziell, zeitlich, im Knowhow, zwischenmenschlich.

Ich habe mir die neueste Gallup-Studie1 angesehen. Und ich bin erstaunt ob der unglaublichen Zahlen, die dort präsentiert werden. Diese beschreiben ein wirklich verheerendes Bild für die Unternehmen: in Deutschland haben 69 Prozent aller Mitarbeiter ab 18 Jahren eine geringe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber. Und weitere 14 Prozent haben gar innerlich gekündigt! Das sind über 2,5 Millionen Menschen! Die volkswirtschaftlichen Kosten aufgrund von innerer Kündigung beliefen sich im Jahr 2021 auf eine Summe zwischen 92,9 und 115,1 Milliarden Euro.

Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: 14 % aller Mitarbeiter kosten die Wirtschaft jedes Jahr bis zu 115 Milliarden Euro. Das sind über 3% des Bruttoinlandproduktes Deutschlands aus dem Jahr 20212. Und deutlich mehr als der gesamte B2C-Umsatz des Onlinehandels in Deutschland…3

Sicher, dieser verheerende mentale Zustand ihrer Mitarbeiter ist den Firmen grundsätzlich in den seltensten Fällen egal. Aber ich ahne, dass dieser Zustand entweder bewusst in Kauf genommen oder schlicht aus Hilflosigkeit ignoriert wird, oft mit Ausreden wie "Unzufriedene wird es immer geben" und "man kann es eben nicht jedem recht machen".

Kann man auch nicht. Aber man einiges dazu tun, die daraus resultierende kurz- und mittelfristige Wechselbereitschaft und damit die Abwanderung von Knowhow und die finanzielle Belastung für Unternehmen erheblich zu senken. Denn folgt man der genannten Gallup-Studie, kostet jeder Mitarbeiter, der innerlich gekündigt hat und trotzdem bleibt, eine Firma etwa 22.000 Euro! Jedes Jahr! Und Mitarbeiter, die tatsächlich kündigen, kosten sogar noch mehr. Als Personaler können Sie mit zwischen 90% und 200% des Jahresgehaltes des geschiedenen Mitarbeiters an unternehmerischen Kosten pro Kündigung und anschließender Bewerbersuche rechnen.

Aber der finanzielle Aspekt ist nur eine von vielen Ebenen, da der ein Unternehmen Schaden nimmt. Image, verlorene Kunden, sinkende Umsätze und immer schwieriger zu haltende oder zu beschaffende Fachkräfte. Dazu ein Seitengedanke: ich persönlich glaube ja, dass wir in Deutschland keinen Fachkräftemangel haben. Wir haben eher einen Mangel an Verständnis und Willen, ihnen das zu geben, was sie wollen.

Was kann man also tun?

Das ist natürlich von Firma zu Firma, von vielen anderen Faktoren abhängig. Aber es gebt bereits in vielen Bereichen gesicherte Erkenntnisse und Studien, wie die Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterzufriedenheit gesteigert werden kann. Und daraus lassen sich fünf sehr wichtige, grundsätzliche Schlüsse ziehen:

Die drei wichtigsten Aspekte: Unternehmenskultur, Unternehmenskultur und – Sie ahnen es schon – Unternehmenskultur.

Die Kultur eines Unternehmens ist absolut entscheidend für die Identifikation der Mitarbeiter für das Unternehmen. Dies muss wirklich ernstgenommen werden, wenn man Menschen halten will. Nur eine identitätsstiftende Umgebung mit ihren passenden Regeln, Teamkodizes, Angeboten und Umgangsformen, also alles, was Einfluss auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter hat, wie man das Miteinander lebt, hilft diesen sich für Ihr Unternehmen zu entscheiden – und zu bleiben. Und dazu gehören meiner Erfahrung nach vor allem eine wirklich offene und konsequente Kommunikation. Durch alle, wirklich jede Hierarchieebene.

Life-Balance4 ist ein wichtiger Zufriedenheitsfaktor

Ich kenne genug Unternehmen, die immer noch in postindustriellem Stumpfsinn festhängend darauf bestehen, dass Büromitarbeiter von 8-17 Uhr im Büro zu erscheinen haben. Auch wenn es absolut nicht notwendig wäre oder sogar deutlich produktiver, wenn man ihnen ein wenig Eigenverantwortung zutrauen würde. Geld gegen gestempelte Arbeitszeit ist heute in vielen Fällen ein anachronistisches, ja geradezu blindes Arbeitsbild, viel besser wäre Vertrauen gegen engagierte Produktivität!

Mitarbeiter wollen die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt

Setzen Sie sich hin und halten Sie Ihren Stuhl fest. Dann sage ich Ihnen, was Businesssolver herausgefunden hat: 92% aller Mitarbeiter würden sich gegen eine Kündigung entscheiden, wenn mehr Empathie seitens der Vorgesetzten erhalten würden. Aber nur in 25% der Beschäftigen glauben, dass sie diese auch bekommen. Es ist nicht das Geld. Es ist Aufmerksamkeit, was den Beschäftigten fehlt. Aufmerksamkeit für ihre Bedürfnisse, Wünsche und Leistungen.

Mitarbeiter wissen, wie man produktiv ist – und diese Produktivität steigern kann

Unglückliche Mitarbeiter sind unproduktive Mitarbeiter. Aber sie werden selbstbewusster. Sie fordern immer offensiver das, was eigentlich normal sein sollte: Respekt, Bedeutung, Feedback und Vertrauen. Sie wissen, dass genau diese Aspekte wichtig für Produktivität und damit auch ihre Zufriedenheit ist.

Geld ist nicht egal, aber kein Grund zu bleiben

Geld ist wichtig. Ohne Zweifel. Und sicher auch einer der Gründe, warum man sich eine bestimmte Firma aussucht oder die Arbeit behält, die man hat. Aber überschätzen Sie das Geld nicht. Es wird immer schwerer, Mitarbeiter mit Geld, Firmenwagen und Firmenhandy zu locken. Sie fragen nach ganz anderen Benefits.

Also, was ist zu tun? Handeln Sie. Sie können gerne in Statistiken und Daten, Fakten und Zahlen graben, ich kann Ihnen eine Menge davon geben. Aber Sie werden immer nur das eine Ergebnis haben: Sie verlieren Zeit und verdammt viel Geld. Fangen Sie an, Ihr Unternehmen, Ihre Unternehmenskultur zu ändern. Man kann Menschen nicht ändern, aber etwas dafür tun, dass sie sich wohl fühlen und ihr Verhalten selbst ändern. Interessieren Sie sich für Ihre Mitarbeiter. Fragen Sie die Mitglieder ihres Unternehmens, wie es ihnen geht, was sie brauchen. Schenken Sie Vertrauen.

Beginnen Sie also, sich als Unternehmen und Führungsetage zu verändern und zu verbessern. Und reagieren Sie nicht auf Fluktuation und Kündigungen, auf Ausfälle durch Burnout und schlechte Performance. Sondern handeln Sie anhand der Ergebnisse, die Ihnen durch ein gezieltes Mitarbeitermanagement gegeben werden.

Werden Sie aktiv. Ihre Mitarbeiter sind es schon.

So oder so. 

Sie brauchen dabei Hilfe? Melden Sie sich bei uns: https://schoelz.com/kontakt

 

1 Gallup Engagement Index, 5. April 2022

2 https://de.statista.com/

3 https://de.statista.com/

4 Ich vermeide bewusst den Begriff "Work-Life-Balance". Warum ich den Begriff nicht verwende, ihn sogar für falsch halte? > Lesen Sie hier

5 https://www.businessolver.com/resources/state-of-workplace-empathy

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